Unser letzter Besuch im April war von zwei Themen geprägt.
Viele der von uns unterstützen Studenten haben im letzten Jahr äusserst motiviert in der Schule gearbeitet und konnten uns ihren Erfolg durch gesteigerte Schulnoten präsentieren.
Auf der anderen Seite verschlechterte sich die politische Situation seit dem neuen Präsidenten Duterte deutlich.
Der Ablauf des Projekts hatte sich in den letzten Jahren zu einem sicheren Standard entwickelt. Schon zum zweiten Mal durften wir die Lokalität der Quartierregierung benutzen und hatten somit einen geschützten Ort, wo wir die Familien mit ihren Kindern treffen konnten. Die Schüler bringen die Originale ihrer Schulzeugnisse mit und erzählen, wie es ihnen in der Schule ging. Im Wissen darum, dass Zeugnisse sehr unterschiedlich und nicht objektiv ausfallen können, ist es dennoch ein offizielles Papier und wir nehmen es als Grundlage für Belohnungen.
Wir haben unterdessen drei Mitarbeiterinnen, je aus einem anderen Quartier, welche in diesem Jahr neue Aufgaben und Verantwortungen übernommen haben. Sie sind mit Schülern zur Schule gefahren, um sie neu anzumelden und der Schwimmausflug wird durch sie organisiert. Des Weiteren haben sie die Schüler, welche eine Belohnung erarbeitet haben, zum Einkaufen mitgenommen.
Mehrere Studenten haben uns in diesem Jahr mit ihren guten Noten überrascht. Viele haben sich angestrengt
und eine wesentlich bessere Leistung gezeigt. Besonders zwei Mädchen, welche im letzten Jahr die Belohnung knapp verpassten und darüber sehr wütend waren, haben dieses Jahr viel höhere
Noten erarbeitet und am versprochenen Schwimmausflug teilgenommen. Dies zeigt, dass hartes Arbeiten und Fleiss sich lohnen können.
Ein Trend ist zu beobachten, dass ältere Schüler die Schule oft nicht mehr abbrechen oder nach einem Abbruch im nächsten Jahr die Schule wieder aufnehmen. Das Bewusstsein wächst, dass sie ihr Leben selber beeinflussen können und sie ihren Träumen nach einem besseren Leben mit einer abgeschlossenen Ausbildung näher kommen.
Für das Mathematikprojekt wurden neu sechs Assistentinnen eingesetzt, welche entweder Studentinnen oder ältere Schülerinnen sind. Jede hat eine Altersstufe bei den Mathematikaufgaben unterstützt und mit viel Hingabe und Stolz ihre Arbeit erfüllt. Es sind neue Beziehungen entstanden, da Assistentinnen und Schüler aus verschiedenen Strassen/Quartieren kommen, welche oft nur wenig Kontakt zueinander haben. Dieser geschützten Rahmen bot eine Möglichkeit, sich persönlich zu begegnen und besser kennen zu lernen. Die Mathematikblätter wurden korrigiert, benotet und bei guten Resultaten mit einem kleinen Preis belohnt. Bei dieser Abschlussfeier konnten sich die Assistentinnen mir ihren Schülerinnen für ein Foto posieren.
In diesem Jahr haben wir viele Kleider geschenkt bekommen. Diese waren sehr willkommen, leben die Familien doch mitten im Geschäftsviertel einer Millionenstadt. Sie legen viel Wert darauf, nicht arm auszusehen und gehen mit ihren Kleider sorgfältig um.
Was in der Schweiz die Medien über die Philippinen berichten, können wir aus unserer Sicht vor Ort teilweise bestätigen. Es werden tatsächlich Menschen, mehrheitlich Männer, mit Verdacht auf Drogenhandel auf Polizeiposten und in Gefängnisse gebracht.
Aus einigen Quartieren wurde uns von diesen nächtlichen Hausdurchsuchungen erzählt oder schlimmer noch, dass regelmässig sogenannte Todesschwadronen ihre oft unschuldigen Nachbarn umgebracht hatten.
Es liegt eine gewisse Angst und ein Gefühl der Ohnmacht in der Luft, einige Eltern erzählen, dass ihre Kinder vermehrt Alpträume haben.
Taxifahrer und andere Geschäftsleute berichteten, dass der Tourismus eingebrochen sei. Mehrere ausländische Firmen sind abgezogen. In diesem Jahr gab es noch mehr Strassenverkäufer, welche sich um die wenigen Einnahmen konkurrenzieren.